Thüringer Delegation in Nieder- und Oberschlesien

30.11.2022

Gespräche über aktuelle Anliegen der Deutschen in Polen

Ganz im Sinne einer verständigungspolitischen Reise standen eine Vielzahl an Begegnungen und Gesprächen im Zentrum einer Delegationsfahrt des Landesverbandes des Bundes der Vertriebenen in Thüringen, die den Bundesvorsitzenden der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas, in seiner Eigenschaft als BdV-Landesvorsitzender zwischen dem 23. und dem 25. November 2022 u.a. nach Ohlau (Oława), nach Oppeln (Opole) sowie nach Lubowitz (Łubowice) und Ratibor (Raciborz) führte. Horst Jüngling, stellvertretender Landesvorsitzender und Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Thüringen, Norbert Schütz und Thomas Eifert vervollständigten die Delegation. In Ohlau wurde in Anwesenheit des Abgeordneten des Regionalparlamentes (Sejmik), Jacek Pilawa, und der stellvertretenden Bürgermeisterin ein Kranz der Thüringer CDU-Landtagsfraktion auf dem Jüdischen Friedhof niedergelegt, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Gespräche mit dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG), Rafał Bartek, standen in Oppeln auf dem Programm. Bartek, der auch Präsident des Oppelner Regionalparlamentes ist, schilderte den Delegationsteilnehmern die aktuellen Anliegen der deutschen Minderheit in Polen. Insbesondere ging er auf die von der Warschauer Regierung veranlasste Kürzung finanzieller Mittel für den muttersprachlichen Deutschunterricht und die Reduzierung von drei auf eine Schulstunde ein. Dies bleibe auch angesichts der Zusage der Bundesregierung, außerschulischen Unterricht ab 2023 stärker zu fördern, ein Problem.

Es folgte ein Besuch des im September neu eröffneten Kulturzentrums der deutschen Minderheit, für dessen Aufbau sich von deutscher Seite der ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, mit viel Herzblut erfolgreich eingesetzt hatte. Die Delegation zeigte sich sehr angetan davon, dass den Ausstellungsmachern auf relativ engem Raum ein vielschichtiges Bild der Geschichte der Deutschen in Polen gelungen ist, das in seiner Umsetzung begeistert und zum Kennenlernen der Volksgruppe einlädt.

Im Eichendorff-Zentrum in Lubowitz verschaffte sich die Delegation einen Eindruck davon, wie Polen – und wie auch die dortige deutsche Minderheit – sich für die Aufnahme und Unterbringung der Ukraineflüchtlinge engagiert. Zeitweise hätten bis zu 100 Flüchtlinge dort Zuflucht gefunden, so der Leiter des Hauses, Paul Rybosch, der auch auf logistische und finanzielle Herausforderungen einging.

Abschluss und Ziel der Reise bildeten Gespräche in Ratibor, darunter beim Deutschen Freundschaftskreis mit dem dortigen Vorsitzenden, VdG-Vorstandsmitglied Martin Lippa, mit Doris Gorgosch und in der Joseph-Freiherr-von-Eichendorff-Schule in Solarnia mit Direktorin Violette Klimanek. Außerdem hielt Egon Primas ein Grußwort anlässlich der Preisverleihung an die Gewinner der diesjährigen Deutscholympiade sowie des Gesangswettbewerbes für die Grund- und Oberschulen in der Woiwodschaft Schlesien. Sämtliche Delegationsteilnehmer waren von den Leistungen der Schülerinnen und Schüler beeindruckt und nutzten die Gelegenheit zur persönlichen Gratulation. Ein Interview des Radios der deutschen Minderheit „Mittendrin“ in Ratibor mit Egon Primas rundete die Reise ab.