Im Rahmen einer Heiligen Messe erwies der Bundesvorstand der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge am 23. Februar 2023 in Garbsen bei Hannover Abschied seinem bereits am 10. Januar verstorbenen Ehrenvorsitzenden, Helmut Sauer (Salzgitter), die letzte Ehre.
Der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Raphael in Garbsen, Konsistorialrat Christoph Lindner, hatte den Gottesdienst gemeinsam mit der OMV als „politischen Abschied“ für den Verstorbenen organisiert. Sauers Schwester Renate Pommorin, langjährige Weggefährten aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie Mitstreiter und Freunde aus dem schlesischen Umfeld waren der Einladung gefolgt. Pfarrer Lindner, der auch Beauftragter des Bistums Hildesheim für Vertriebene und Aussiedler ist, wurde von zwei Konzelebranten aus Salzgitter-Lebenstedt begleitet – Pfarrer i.R. Raimund Mock und Kaplan Dennis Giesa.
Lindner begrüßte die Trauergemeinde und wies auf seine langjährige Zusammenarbeit mit Helmut Sauer hin, die mit der teils schlesischen Familiengeschichte des Pfarrers verbunden sei. Wie dem Verstorbenen liege ihm die Seelsorge für die Vertriebenen und Aussiedler, die Spurensuche in der Geschichte, der Kulturerhalt, aber auch die Verständigung über Grenzen hinweg sehr am Herzen. Helmut Sauer habe sich durch seine Arbeit großen Respekt auch im kirchlichen Bereich erworben.
Der OMV-Bundesvorsitzende Egon Primas zeichnete in seiner Trauerrede einige Bilder nach, die von Helmut Sauer in Erinnerung bleiben werden. Sein Amtsvorgänger an der Spitze der Vereinigung (zwischen 1989 und 2017) sei in der OMV, aber auch aufgrund seiner anderen langjährigen politischen und gesellschaftlichen Funktionen, etwa als Abgeordneter oder in der Landsmannschaft Schlesien, einer der prägendsten Köpfe der deutschen Vertriebenenpolitik gewesen. Geboren mitten in der schlimmsten Zeit im Nachkriegsschlesien, am 24. Dezember 1945, habe Sauer, mit dem Glück eines Christkindes, gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester die Vertreibung überlebt. „Hier liegt aus meiner Sicht die Wurzel für Vieles, was Helmut Sauer als Mensch ausmachte. Er war ein gläubiger Christ. Er war in Niedersachsen zu Hause, aber der schlesischen Heimat aus tiefstem Herzen verbunden. Und er hat sich zeit seines Lebens für das Recht auf die Heimat und gegen Vertreibungen eingesetzt“, betonte Primas und zeichnete den politischen Lebensweg und den grenzüberschreitenden Einsatz von Helmut Sauer nach.
Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Prof. Dr. Bernd Fabritius, erinnerte an die 22 Jahre, in denen Sauer als BdV-Vizepräsident die Verbandsarbeit entscheidend mitprägte. Stets sei er dabei das Bindeglied zu den Kirchen gewesen und „stand mit seinem Bekenntnis zum Glauben und seiner seelischen Verwurzelung in der Heimat Schlesien beispielhaft für Biografien von Millionen Vertriebenen“.
Als langjähriger politischer Weggefährte und persönlicher Freund sprach auch der Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, Hartmut Koschyk. Koschyk hatte seine „politische Karriere“ einst als Angestellter des Abgeordneten Sauer begonnen und war von dort aus zu höchsten politischen Weihen aufgebrochen. Er erinnerte an ein anderes „schlesisches Christkind“, den Dichter Angelus Silesius (* 25. Dezember 1624), dessen Aufruf „Mensch, werde wesentlich!“ auch in Helmut Sauers Leben eine Handlungsmaxime gewesen sei. Sie habe sich aber auch in der innigen Heimatverbundenheit des Verstorbenen niedergeschlagen, so Koschyk. Immer wieder habe es Sauer nach Schlesien gezogen, wo er mit den heimatverbliebenen Deutschen, mit der Kirche, aber auch mit den neuen Bewohnern der Heimat einen engen Kontakt gepflegt hat. Da ihm dabei besonders die Förderung der Jugend und der Dialog mit Jugendlichen ein Herzensanliegen gewesen sei, werde die Stiftung Verbundenheit im Vorfeld zum 80. Geburtstag des Verstorbenen einen „Helmut-Sauer-Preis für Jugendverständigung in Schlesien“ ausloben.
Mit einer sehr persönlichen Note beschloss der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien, Stephan Rauhut, die Reihe der Redner. Helmut Sauer sei für ihn ein wichtiger Gesprächspartner und ein Vorbild gewesen, seit Rauhut im jungen Erwachsenenalter Verantwortung im landsmannschaftlichen Bereich übernommen habe. Über seine politischen Erfolge und sein diplomatisches Geschick hinaus bleibe vom Verstorbenen in Erinnerung, wie trefflich man sich auch mit ihm habe streiten können – und wie herzlich und meist gesellig eine Versöhnung danach gewesen sei. Er habe es wie wenige sonst verstanden, Menschen für seine Herzensthemen zu begeistern.
Der bewegende Gottesdienst wurde mit schlesischen Kirchenliedern ausgestaltet, die zu Helmut Sauer und seiner Familie in einem engen Bezug standen. Aus dem kirchlichen Bereich waren neben den bereits Genannten der ehemalige Visitator für das Erzbistum Breslau, Branitz und die Grafschaft Glatz, Dr. Joachim Giela, Domkapitular Krystian Burczek aus dem Bistum Görlitz und von der Gemeinschaft evangelischer Schlesier der ehemalige Generalsuperintendent aus Görlitz, Martin Herche, beim Gedenkgottesdienst vertreten.
Neben dem OMV-Bundesvorstand nahmen viele Weggefährten aus allen Arbeitsbereichen Sauers teil, darunter u.a.: der ehemalige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner (CDU), der ehemalige Abgeordnete des Europaparlaments und des Bundestages, BdV-Präsidiumsmitglied Milan Horáček (Bündnis 90/Die Grünen), der niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Deniz Kurku MdL (SPD), die Stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Niedersachsen, Veronika Bode, sowie Oliver Krauß (CDU), Abgeordneter des Rhein-Sieg-Kreises im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Andreas Hofmeister (CDU), Abgeordneter des Kreises Limburg-Weilburg im Hessischen Landtag und Volker Mosblech (CDU), Bürgermeister der Stadt Duisburg. Von Seiten der Deutschen Minderheit in Polen waren Bernard Gaida, Sprecher der AGDM, und Martin Lippa, Vorsitzender des DFK Ratibor, anwesend.
Bundesvorstand tagte in Garbsen
Im Vorfeld zum Gedenkgottesdienst hatte der OMV-Bundesvorstand in Garbsen getagt und sich intensiv zu aktuellen politischen Themen und zu den Beschlüssen der letztjährigen Bundesdelegiertentagung ausgetauscht.
Dabei wurde u.a. erneut bestätigt, dass die Geschichte der Deutschen im Osten, das Schicksal von Flucht und Vertreibung sowie die Aufbauleistung der Vertriebenen und die Aufnahme der Spätaussiedler integraler Bestandteil der deutschen Geschichte sind und ihren selbstverständlichen Platz in der deutschen Erinnerungslandschaft behalten müssen. Es gelte, diese nicht mit allgemeinen geschichtlichen Fragen oder gar sachfremden Themen wie z.B. (Gewalt-) Migration anderer Gruppen zu vermengen.
Ebenso deutlich wurde, dass der Einsatz für die Aufnahme und die Beheimatung von Spätaussiedlern innerhalb der Unionsparteien fortgesetzt werden solle. Insbesondere bei den Rechtsgrundlagen der Spätaussiedleraufnahme und beim Thema Altersarmut gebe es politischen Nachholbedarf, der immer wieder auf die Tagesordnung gebracht werden müsse.
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