Dr. Fritz Wittmann verstorben

25.10.2018

Am 17. Oktober 2018 ist Dr. Fritz Wittmann im Alter von 85 Jahren verstorben.

Er war u.a. stellvertretender OMV-Bundesvorsitzender von 1975 bis 1985, CSU-Bundestagsabgeordneter von 1971 bis 1994 und von 1996 bis 1998 sowie BdV-Präsident von 1994 bis 1998.

„Ich beende Gespräche dann, wenn ich glaube, es wurde genug geredet“, soll er  einmal über sich gesagt haben – als Antwort auf eine Frage danach, warum er Unterhaltungen dann und wann etwas unvermittelt abbreche. Das Zitat passt gut in das Bild, das Berichte von Weggefährten und Schriftzeugnisse von Wittmann zeichnen. „Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und Überzeugungskraft“ habe er politische und kulturelle Initiativen gestartet und ein Lebenswerk geschaffen, das einen Teil der Arbeit des BdV bis heute präge, würdigte etwa BdV-Präsident und OMV-Bundesvorstandsmitglied Dr. Bernd Fabritius die Verdienste Wittmanns. Die Gründung der Sudetendeutschen Stiftung und der Aufbau des Sudetendeutschen Hauses in München seien fest mit seinem Namen verbunden. Prinzipientreu und geradlinig sei er gewesen, heißt es in öffentlichen Nachrufen, und habe bisweilen kantig und unnahbar wirken können. Ein Eindruck, der sich wohl schnell änderte, wenn man persönlich mit Wittmann zu tun hatte. Hier zeigte er sich humorvoll, offen und mitfühlend. Sein jahrzehntelanger Einsatz für die Anliegen der Vertriebenen, Aussiedler und ihrer Verbände entsprang dieser Fähigkeit zum Mitgefühl genauso wie der eigenen Erfahrung von Vertreibung und Heimatverlust.

Die vier Jahre, in denen Dr. Fritz Wittmann die Geschicke des BdV lenkte, waren der – gewissermaßen krönende – Abschluss seines Engagements. Grenzüberschreitende Verständigung sowie Fortsetzung und Erweiterung der Aufbauhilfen für die Verbände der lange unterdrückten deutschen Minderheiten in den Staaten Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas standen im Fokus seiner Tätigkeit als BdV-Präsident. Immer stärker mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert, zog er sich nach 1998 langsam sowohl aus dem aktiven politischen als auch aus dem Verbandsleben ins Private zurück.

Geboren am 21. März 1933 in Plan bei Marienbad, war es Fritz Wittmann noch vergönnt, Volksschule und Oberrealschule in seiner Egerländer Heimat zu besuchen. Das Unrecht der Vertreibung der angestammten deutschstämmigen Zivilbevölkerung verband er immer auch mit einer ganz persönlichen Erfahrung: einer Begegnung mit einem tschechischen Soldaten, der ihn – einen Zwölfjährigen – erschießen wollte. Allein, die Waffe streikte.

Im oberbayerischen Ingolstadt fand die Familie ein neues Zuhause. Wittmann legte dort das Abitur ab und studierte dann Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Von 1960 bis 1961 war er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Völkerrecht. 1961 wurde er Richter am Landgericht München. 1964 promovierte er an seiner Alma Mater mit der Arbeit „Das Problem des Obligatoriums in der internationalen Gerichtsbarkeit“. 1963 berief ihn der damalige Bundesjustizminister Richard Jaeger zum persönlichen Referenten. 1967 wechselte er in das Bayerische Sozialministerium, wo er im Bereich der „Führungshilfen“ den Planungsstab für Vertriebenenfragen leitete.

Das hierin sichtbar werdende, politische Interesse des Juristen Wittmann fand auch einen parteipolitischen Spiegel. Schon früh übernahm er Verantwortung in der Jungen Union Bayern und im Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Folgerichtig engagierte er sich in der CSU und zog 1971 als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein, dem er bis 1994 und danach nochmals von 1996 bis 1998 angehörte.

Dass Fritz Wittmann in alle politischen Ämter immer seine eigenen Erfahrungen von Flucht und Vertreibung sowie die Anliegen der Heimatvertriebenen, Aussiedler und ihrer Verbände einbrachte, klang bereits an. Deutlicher wird dies noch, wenn man sich vor Augen führt, dass er selbst eine enge Verzahnung zwischen Politik und Verbandsarbeit pflegte – diese Anliegen also kannte und mitgestaltete. Maßgeblich prägte er die Errichtung und die Arbeit der Sudetendeutschen Stiftung, deren Vorsitzender er von 1970 bis 2004 war. Zwischen 1972 und 1999 amtierte er als Landesvorsitzender des BdV Bayern. Sein „vertriebenenpolitisches Gewicht“ im Freistaat half ihm sicher auch, als es 1985 mit Hilfe der Staatsregierung und des Bayerischen Landtages gelang, den Sudetendeutschen das Sudetendeutsche Haus in München zur Verfügung zu stellen – bis heute ein wichtiges Zentrum der Begegnung und des kulturellen Lebens.

Ob politisch oder privat: Die Liebe zur Heimat hielt ihn fest. Oft sei die Familie vor dem Fall des Eisernen Vorhangs an der Grenze entlanggewandert. Sehnsüchtig habe Wittmann in seine Egerländer Heimat geblickt, heißt es. Sofort nach dem Fall dieser Barriere „suchte er … den Kontakt mit den Menschen jenseits der Grenze, packte beim Kulturerhalt im Egerland, aber auch in vielen anderen Heimat- und Siedlungsgebieten der Vertriebenen und Aussiedler selbst mit an und setzte weithin wahrnehmbare Zeichen der Verständigung“, beschrieb BdV-Präsident Fabritius Wittmanns Umgang mit dieser Heimatliebe.

Im vergangenen Jahr, am 7. Juli 2017, zeichnete das BdV-Präsidium Dr. Fritz Wittmann mit der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen aus.