Seminare über Kardinal Bertram

Deutsch-polnische Geschichtsforschung

Leben und Werk von Prof. Dr. Adolf Kardinal Bertram bilden eine historische Brücke zwischen den Bischofsstädten Hildesheim und Breslau (Wroclaw). 1859 in Hildesheim geboren und dort 1906 zum Bischof gewählt, trat Bertram 1914 in Breslau die Nachfolge des Fürsterzbischofs Georg Kardinal von Kopp an, wo er bis zu seinem Tode 1945 31 Jahre lang wirkte.

Aus diesem Grund veranstalteten die beiden bischöflichen Archive in Hildesheim und Breslau im 150. Jubiläumsjahr des gemeinsamen Bischofs ein zweiteiliges Seminar, in dessen Rahmen Forschungsergebnisse ausgetauscht wurden. Der erste Teil hatte vom 30. September bis zum 2. Oktober 2009 im Hildesheimer Generalvikariat stattgefunden (siehe Presseerklärung der OMV vom 16. Oktober 2009). Zum zweiten Teil lud die Päpstliche Theologische Fakultät Breslau am 22. Oktober 2009 in ihre Räumlichkeiten ein.

Eröffnet wurde das Seminar durch Erzbischof Prof. Dr. Marian Golebiewski mit einem feierlichen Pontifikalamt im Breslauer Dom, an dem das Domkapitel, viele Priester und die Seminaristen sowie Mitglieder der deutschen Volksgruppe teilnahmen. Danach gab der Trebnitzer Kirchengeschichtler Prof. Dr. Antoni Kielbasa eine Einführung in das Thema. Es folgte ein Vortrag von Dr. Thomas Scharf-Wrede, der als Direktor des Hildesheimer Bistumsarchivs Bertrams Leben während der Hildesheimer Zeit beleuchtete. Im Anschluss daran referierten Prof. Dr. Zdzislaw Lec und Prof. Dr. Jozef Swastek (beide Breslau) über Leben und Werk beziehungsweise die seelsorgerische Arbeit des Kardinals. Domherr Prälat Prof. Dr. Josef Pater, Direktor des Erzbischöflichen Archivs und der Dombibliothek in Breslau, brachte Untersuchungen zum Kirchenbau in der Erzdiözese Breslau während Bertrams Amtszeit ein. Am Nachmittag schlossen sich Vorträge des Vorsitzenden des Instituts für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte in Regensburg Msgr. Dr. Paul Mai („Die Bertram-Rezeption in Deutschland nach 1945"), des Breslauer Pfarrers Prof. Dr. Mieczyslaw Kogut („Kardinal Bertram angesichts der Volksabstimmung in Oberschlesien") und nochmals Prof. Kielbasa („Orden in Schlesien zu Bertrams Zeit") an.

Da die Forschung über Adolf Kardinal Bertram noch am Anfang steht, konnte ein einheitliches Bild aus den Vorträgen nicht gewonnen werden. Noch immer fehlt eine gründliche Auswertung der Predigten und Hirtenbriefe. Auch die bisher nicht freigegebenen Akten des Pontifikats Pius XII. könnten neue Erkenntnisse bergen und für Verständnis und Anerkennung Bertrams sorgen, wie insbesondere Prälat Dr. Mai betonte, der selbst auf der Breslauer Dominsel geboren wurde und dessen Referat kritische Bertram-Historiker verstummen ließ.

Wichtig für jedes weitere Forschungsanliegen ist eine sichere Finanzierung. Allein die Organisation von Seminaren wie diesem, die sehr wichtig für den Austausch der Wissenschaftler untereinander sind, verschlingt erhebliche Summen. Für die Finanzierung des Hildesheim-Breslauer Seminars hatte der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) und Landesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien in Niedersachsen Helmut Sauer (Salzgitter) eine Förderung durch Bundesmittel aus der grenzüberschreitenden Kulturarbeit nach Paragraph 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG) erreicht. Nur so konnte die hochkarätige Veranstaltung überhaupt möglich gemacht werden. Sauer, aus dessen mütterlicher Familie der Reichstagsabgeordnete Prälat Carl Ulitzka (Ratibor) dem Breslauer Domkapitel angehörte, engagiert sich seit Jahrzehnten für deutsch-polnische Projekte in Schlesien.  Darüber hinaus ist Helmut Sauer Träger der Kardinal-Bertram- Medaille mit der er für seinen kirchlichen Einsatz vom damaligen Apostolischen Visitator für Priester und Gläubige aus dem Erzbistum Breslau, dem Apostolischen Protonotar Prälat Winfried König (Münster) ausgezeichnet worden ist.

Unser Bild zeigt v.l.n.r. den Breslauer Erzbischof Prof. Dr. Marian Golebiewski, den Bundesvorsitzenden der OMV und Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien in Niedersachsen Helmut Sauer (Salzgitter), den Archivdirektor des Bistums Görlitz Ordinariatsrat Dr. Winfried Töpler, den Vorsitzenden des Instituts für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte Msgr. Dr. Paul Mai (Regensburg) und den Archivdirektor des Bistums Hildesheim Dr. Thomas Scharf-Wrede.