Egon Primas spricht bei VdG-Jubiläum in Kattowitz

13.10.2021

Helmut Sauer mit Ehrenmedaille ausgezeichnet

Die beiden Jubiläen 30 Jahre Gründung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG) in Polen sowie 30 Jahre Deutsch-Polnischer Nachbarschaftsvertrag sind Anlass für eine ganze Reihe von Veranstaltungen, mit denen die Deutschen in Polen in diesem Jahr an den Rückgewinn ihrer Freiheit erinnern.

Am 9. Oktober 2021 wurden diese Jubiläen in Kattowitz mit einem Gottesdienst, einer Podiumsdiskussion sowie einem Orchesterkonzert in der „Schlesischen Philharmonie“ begangen. Letzteres hatte besonders feierlichen Charakter, denn zum einen wurden verdiente Mitstreiter – auch der ersten Stunde – mit der VdG-Medaille bzw. mit der VdG-Ehrennadel ausgezeichnet. Und zum anderen würdigten Verbandsvertreter, Partner und Gäste aus Deutschland mit großer Empathie die vergangenen drei Jahrzehnte der Arbeit und zeichneten den Weg in die Zukunft vor.

Der VdG-Vorsitzende Bernard Gaida erinnerte erneut daran, dass die Minderheit erst im Zuge von Krieg und Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei: „Wir haben die Grenze nicht überschritten, es ist die Grenze, die uns überschritten hat.“ Heute setze sich der VdG für die guten deutsch-polnischen Beziehungen in der europäischen Gemeinschaft ein: „Wir standen und stehen weiterhin für die Europäische Union, für die Integration der Länder, und ich bitte uns alle, aber besonders die Regierung und die politischen Parteien darum, die Beteiligung Polens mit unseren Regionen in der großen europäischen Gemeinschaft nicht unter Fragezeichen zu stellen“, so Gaida.


Hans Jörg Neumann, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, betonte in einer kurzen Ansprache: „Die immer wieder unterstrichene Brückenfunktion der deutschen Minderheit für das deutsch-polnische Verhältnis ist Realität – und das wird auch bestimmt in Zukunft so bleiben. Der VdG ist aus den deutsch-polnischen Beziehungen nicht mehr wegzudenken.“

Ebenfalls ein kurzes Grußwort hielt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas. Er ging auf den Konzert-Charakter der Festveranstaltung ein und erklärte: „Musik kennt keine Grenzen. (…) Musik ist Kultur. Musik machen wiederum stiftet Gemeinschaft – und über die Gemeinschaft auch Identität. Musik kann Brücken bauen. Brücken zwischen Ländern, zwischen Kulturen oder zwischen Sprachen brauchen wir zu allen Zeiten. Auch heute.“ Der VdG und die Vertriebenenorganisationen in Deutschland seien erfolgreich als Brückenbauer und somit „Mit-Architekten einer stabilen und friedlichen Zukunft in Europa“.

Zu den mit der VdG-Ehrenmedaille Geehrten zählte auch der OMV-Ehrenvorsitzende Helmut Sauer (Salzgitter), der sich als damaliger OMV-Bundesvorsitzender, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien im Patenland Niedersachsen gemeinsam mit dem ersten VdG-Vorsitzenden Johann Kroll gerade in der Gründungsphase des Verbandes für die Lösung satzungstechnischer, organisatorischer und finanzieller Fragen eingesetzt hatte. Sauer zeigte sich tiefbewegt von der Auszeichnung und erinnerte in seinen Dankesworten daran, dass er gebürtiger Schlesier aus Quickendorf (Lutomierz) mit familiären Verbindungen zum einstigen Oberpräsidenten von Oberschlesien, Dr. Hans Lukaschek, und zu Prälat Carl Ulitzka sei. „Ich habe in deren Sinn weitergearbeitet, weil ich weiß, dass das unsere Heimat ist“, erklärte Sauer mit tränenerstickter Stimme seinen Einsatz für Projekte in Schlesien, etwa für Kirchengemeinden oder Krankenhäuser, über viele Jahre.