Bischof Dec ehrt Sauer durch Bischofs-Ring

28.05.2009

Nach Stoszowice (Peterwitz, Kreis Frankenstein) am schlesischen Eulengebirge in die  Pfarrkirche St. Barbara war Helmut Sauer (Salzgitter) am 24. Mai 2009 gekommen, weil er bei einem Heimatbesuch zwei Wochen vorher in Erfahrung gebracht hatte, dass der langjährige Ortspfarrer Antoni Warzybok in den Ruhestand verabschiedet und der Nachfolger Marian Malük in dieses Amt eingeführt werden sollte.

Herzlich dankte Sauer namens der ehemaligen deutschen Pfarrfamilie dem scheidenden Priester, der - wie sein Vorgänger Prälat Tadeusz Bys schon 1973 - die Familie Sauer vom Gut Quickendorf (heute Lutomierz) ebenfalls herzlich willkommen geheißen hatte und - wenn immer Busgemeinschaften mit den früheren Dorfbewohnern mit ihren nach der Vertreibung im Westen geweihten „Heimatpriestern" kamen - deutschsprachige Gottesdienste und Andachten ermöglicht hatte.
Pfarrer Antoni Warzybok selbst und die jeweiligen Bürgermeister der Gemeinde Stoszowice waren zu den jährlichen Dorftreffen in den Westen gekommen und hatten die Grüße der heutigen Bewohner überbracht, die 1945/46 als von den Russen vertriebenen Ostpolen in die Gemeinde gekommen waren. Pfarrer Antoni feierte oftmals mit den deutschen Heimatpriestern, deren Familien aus Peterwitz stammen, den Festgottesdienst bei Heimattreffen. Nach Sauers Ansprache in der Kirche, die Pfarrer Malük übersetzte, trat Diözesanbischof Prof. Dr. Ignacy Dec, Swidnica (früher Schweidnitz) vor die Gläubigen und ergriff in polnischer und deutscher Sprache das Wort.

Plötzlich stand völlig überraschend Helmut Sauer im Mittelpunkt. Bischof Prof. Dr. Dec betonte, dass er Sauer schon seit seiner Zeit als Dekan der Theologischen Fakultät in Breslau kenne und von seinen persönlichen Hilfen, aber auch von der Vermittlung deutscher Regierungsfinanzhilfen nach Schlesien aus Freundes- und Kirchenkreisen wisse. Insbesondere für die Bistümer Breslau und Oppeln, aber auch Schweidnitz stünden immer von Sauer finanziell begleitete Projekte im Mittelpunkt seiner Reisen, neben dem Besuch seiner Verwandten und Freunde in Oberschlesien. Als Naturliebhaber ginge Helmut Sauer zu allen Jahreszeiten durch das örtliche Waldgebiet und die Felder, die einst sein Vater Alfons Sauer als Gutsverwalter bis 1946 bewirtschaftet hat. 1967 sei Sauer erstmals im Landkreis Frankenstein gewesen, ohne damals zu seinem nahe gelegenen Geburtsort Lutomierz/Quickendorf (am 24. Dezember 1945) und der Taufkirche Stoszowice/ Peterwitz, 03. Februar 1946, abzweigen zu dürfen. Als Bundestagsabgeordneter hat er seit 1973 (mit Diplomatenpass) bis heute wohl fast 100-mal den Kontakt zu vielen Menschen gesucht, auch zu den Regierungsstellen bis 1989/90 (Rakowski), dem Sejm und den Kardinälen in Warschau und Breslau, den Bischöfen in Oppeln, Gleiwitz, Schweidnitz und Breslau.

Bischof Dec:
„Helmut Sauer, Sie sind seit Jahren ein selbstloser und uneigennütziger Brückenbauer zwischen unseren Völkern, Sie sichern die Verbindung, die Versöhnung, die Freundschaft, die Begegnungen. Wir erbitten Ihre weiteren Hilfen und Fürsprache bei den Regierungsstellen in Berlin und Brüssel. Sie wissen, um welche Projekte es sich handelt. Als einer der gewählten Sprecher der in Deutschland lebenden Schlesier bezeugen Sie Heimatliebe. Glaube und Heimat sind wichtige Werte im Leben eines Christen."

Als äußere Ehrung steckte Bischof Dec ein Duplikat seines Bischofsringes an die Hand von Helmut Sauer. Spontan standen ergriffen die (heute ausschließlich polnischen) Kirchenbesucher auf und zollten dem Geehrten Beifall, den sie durch Gottesdienstbesuche im Frühjahr, Sommer Herbst und Winter zu meist kannten.

Sauer konnte seine Ergriffenheit über die Geste des Bischofs und die Reaktion der Kirchenbesucher nicht verbergen, zumal in polnischer Sprache die bekannten deutschen Kirchenlieder „Lobet den Herren" (G'los imie Pana) und in alter schlesischer Melodie „Großer Gott wir loben Dich" (Libie Boze Wielbimy) erklangen, die Helmut Sauer aus dem deutsch/polnischen Gebet- und Gesangsbuch „Weg zum Himmel" (Droga do nieba) mitsingen konnte. Dem erfahrenen Parlamentarier und Debattenredner jedoch versagte tränenerstickt die Stimme, so dass er sich nur vor den Gläubigen verneigen konnte.

Ältere Kirchenbesucher ließen wissen, dass sie schon im August 1945 nach Lutomierz gekommen seien und sich an Sauers Vater erinnerten, der durch seine Springreitkünste mit seinem Reitpferd die damalige Jugend begeistert habe.

Einige Studenten erbaten die E-Mail-Adresse von Sauer in der Berliner CDU-Parteizentrale, um in englischer Sprache den begonnenen Kontakt auszuweiten.

Sauer:
Europa wächst von Jahr zu Jahr vor Ort durch die betroffenen Menschen! Warschau und Berlin sind doch weit - in vieler Hinsicht - entfernt. Deutsche und polnische Politiker kennen sich zwar von öffentlichen Konferenzen und Gedenkveranstaltungen, bei diesen Begegnungen wie in Quickendorf und Peterwitz  jedoch spiele das Herz eine entscheidende Rolle.