8. Mai 1945 war kurzes Aufatmen in der Geschichte Europas

07.05.2020

„Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“ ist nicht „Tag der Befreiung“

Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus erklärt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas:

Am 8. Mai 1945 ging die dunkelste Phase der deutschen Geschichte zu Ende. Die Welt wurde von der Geißel des deutschen Nationalsozialismus befreit. Das unvorstellbare Grauen des Holocaust, Rassenverfolgung und Euthanasie, Vertreibungen und Zwangsarbeit, europaweite Unterdrückung und Knechtschaft im Zeichen des Hakenkreuzes waren endlich vorbei. Sich dieser dunkelsten Seite deutscher Vergangenheit immer wieder von Neuem zu stellen, der Millionen Opfer Nazi-Deutschlands zu gedenken und Verantwortung dafür zu übernehmen, dass so etwas nie wieder geschieht, bleibt notwendig für heute und alle Zeiten. Dennoch darf dieses Gedenken nicht verkürzt werden.

Der 8. Mai 1945 war ein kurzes Aufatmen in der Geschichte Europas. Doch nach dem Luftholen füllten vielerorts andere Diktaturen das entstandene Machtvakuum. Nahezu sämtliche Länder Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas, aber auch die Bürger der SBZ/DDR gerieten bald schon unter stalinistisch-kommunistische Knute. Mehr als vier weitere Jahrzehnte dauerte dort das Ringen um eine wirkliche Befreiung.

Ebenso gilt es, an das Schicksal der Millionen Deutschen zu erinnern, die gerade zu Kriegsende auf der Flucht waren vor der Rache der Roten Armee oder die noch bis 1949 völkerrechtswidrig aus ihrer zum Teil seit Jahrhunderten angestammten Heimat vertrieben wurden. Es gilt, derjenigen Deutschen zu gedenken, die als Zivilpersonen zu Kriegsbeginn und zu Kriegsende in unwirtliche Gegenden der Sowjetunion oder andernorts deportiert und dort über Jahre zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Und es gilt, sich vor Augen zu führen, dass unzählige Frauen Opfer von Massenvergewaltigungen wurden – was zynischerweise auch heute noch als „allgemeines Kriegsfolgenschicksal“ eingeordnet wird.

Der „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“ ist für unsere Geschichte ein wichtiger und prägender Tag. Er ist für mich jedoch nicht der „Tag der Befreiung“.