34. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen in Breslau verliehen

05.09.2010

Schünemann und Sauer bekräftigen Patenschaft der Regionen

Am 4. September 2010 wurde im Breslauer Rathaus der 34. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen verliehen. Dazu hatten sich etwa 400 Gäste eingefunden, von denen mehr als 200 aus Deutschland angereist waren. Preisträger in diesem Jahr sind die Direktorin der Breslauer Oper Prof. Ewa Michnik und der Geschichtswissenschaftler Prof. Dr. Arno Herzig (Hauptpreise) sowie die gebürtige Norwegerin und Stiftungsgründerin Bente Kahan (Sonderpreis).

Festredner und Preisverleiher Uwe Schünemann MdL (CDU), Innenminister des Landes Niedersachsen, zeigte sich sehr erfreut über die rege Teilnahme: „Das große Interesse an der Preisverleihung hat alle Erwartungen übertroffen und ist ein Beleg für die Qualität und Belastbarkeit der Beziehungen zwischen beiden Ländern, nicht nur auf kulturellem Gebiet."

In der Laudatio auf die Preisträger betonte Schünemann, es sei Ewa Michnik gelungen, in Breslau die erste Inszenierung von Richard Wagners „Ring der Nibelungen" seit 1945 durchzusetzen. Sie habe damit Operngeschichte geschrieben. Der Innenminister ließ auch nicht unerwähnt, wie sehr Michnik gemeinsam mit dem ehemaligen Intendanten der Staatsoper Hannover Prof. Hans-Peter Lehmann die Zusammenarbeit der Opern Breslau und Hannover fördere.

Der Historiker Herzig, gebürtig aus Albendorf in der schlesischen Grafschaft Glatz, erhalte den Preis insbesondere für seine zahlreichen und teilweise viel beachteten Aufsätze und Monographien zur Geschichte Schlesiens, so Schünemann weiter. Außerdem sei zu beachten, dass Herzig enge Kontakte zu den Kollegen der Universität Breslau unterhält und auch durch Forschungsaufenthalte in Schlesien den wissenschaftlichen Austausch pflegt.

Bente Kahan wiederum habe mit ihrer Stiftung für den Wiederaufbau der Synagoge „Zum Weißen Storch" in Breslau einen enormen Beitrag zur Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Schlesien geleistet, erklärte der niedersächsische Innenminister und freute sich darüber, dass das Gotteshaus in diesem Jahr wieder eröffnet werden konnte.

Schünemann ging in seiner Rede auch auf die Schrecken des von den Nationalsozialisten entfachten Zweiten Weltkrieges ein, verwies aber ebenso auf das dadurch nicht zu rechtfertigende Unrecht der Vertreibungen.

Niedersachsen sei nach dem Krieg für viele Schlesier zur neuen Heimat geworden und könne sich auch deswegen heute so lebendig und vielfältig präsentieren. Wegen des enormen Anteils der Schlesier am Wiederaufbau habe das Land die Patenschaft für die Schlesier, aber auch für Schlesien selbst übernommen. Als ein Aspekt dieser Patenschaft wurde 1977 der Kulturpreis Schlesien ins Leben gerufen - „ein starkes Symbol unserer Verständigung".

Schünemann lobte die beiden Regionen als „Vorreiter im Brückenbauen". Auf dem Weg zu politischer, wirtschaftlicher und zwischenmenschlicher Einigkeit in Europa sei man auf einem guten Weg.
Ehrengäste der Veranstaltung waren unter anderem der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) und Vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien (LMS) in Niedersachsen Helmut Sauer (Salzgitter), der Sejm-Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien Marek Łapinski, der Generalkonsul des Deutschen Konsulats in Breslau Bernhard Brasack und der Oberbürgermeister a.D. der Stadt Salzgitter Rudolf Rückert, früher Naumburg am Queis (heute Nowogrodziec).

Sauer, der gebürtig aus Quickendorf (heute Lutomierz) stammt, hatte bereits Ende der 60er Jahre begonnen, Kontakte nach Schlesien aufzubauen. Als langjähriger Bundestagsabgeordneter widmete er sich auch den Problemen der deutschen Volksgruppe in Polen und begleitete die Entstehung der ersten Minderheitenverbände von Beginn an.

Die Veranstaltung nutzte er, um mit Generalkonsul Brasack über aktuelle Probleme der Volksgruppe zu sprechen. Hierbei stand die Vermittlung der deutschen Sprache im Vordergrund. Es sei insbesondere schwer, deutschsprachige Schulen einzurichten. Organisatorische Hindernisse von Seiten des polnischen Staates zeugten davon, dass noch immer unbegründete Ängste vor der deutschen Minderheit beständen.

Dennoch betonte auch Sauer, dass man auf einem guten Weg sei und dass gerade die 60jährige Patenschaft zwischen Schlesien und Niedersachsen - Austausch und Förderung auf zwischenmenschlicher aber auch auf offizieller Ebene - zu einer deutlichen Verbesserung der Verhältnisse beigetragen habe.