Gelebte grenzüberschreitende Verständigung

11.06.2018

Für eine wahrheitsgemäße Erinnerungskultur, für grenzüberschreitende Verständigung und für ein einiges Europa, auch aus historischer Verantwortung: Das waren die Leitgedanken der Gedenkveranstaltung, die am 3. Juni 2018 auf dem jüdischen Friedhof im niederschlesischen Ohlau (Oława) stattfand.

Auf gemeinsame Initiative der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag und des Bundes der Vertriebenen in Thüringen konnte dort eine Gedenktafel eingeweiht werden, mit der an das Schicksal der vor dem Zweiten Weltkrieg in Ohlau ansässigen jüdischen Bevölkerung erinnert wird. Diese wurde von den Nationalsozialisten entrechtet, enteignet und vertrieben bzw. in die Arbeits- und Vernichtungslager deportiert und dort ermordet.

Egon Primas MdL, Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender in Thüringen sowie dortiger Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, hatte bereits im Vorfeld erklärt, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur fest zu Deutschland gehören. „Wer die Geschichte der Juden in Deutschland verstehen und ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen will, darf an Grenzen nicht stehenbleiben. Viele Synagogen und andere Baudenkmäler, Friedhöfe und Kulturschätze – Zeugen jüdischen Lebens in den damaligen deutschen Ostgebieten – liegen heute etwa in Polen, in der Tschechischen Republik oder in Russland“, so der OMV-Bundesvorsitzende. Ihr Erhalt sei eine besondere erinnerungspolitische Aufgabe und erfordere gelebte grenzüber-schreitende Verständigungsarbeit, wie sie auch von der OMV geleistet werde.

Vor Ort äußerte er die Hoffnung, das gemeinsame Gedenken könne die dringend notwendige Restaurierung auch dieses Friedhofes weiter voranbringen.

Mike Mohring, Vorsitzender der Thüringer CDU-Fraktion, erklärte beim Festakt in Ohlau: „Wir streiten für Versöhnung und gegen den Rückzug ins Nationale. Den Geist von Antisemitismus und Nationalismus müssen wir zurück in die Flasche verbannen.“ Mohring freute sich außerdem, der Aktionswoche „Von Schabbat zu Schabbat“ der CDU Deutschlands mit der Gedenkveranstaltung gemeinsam mit der OMV einen besonderen Impuls geben zu können.

Ein deutliches verständigungspolitisches Zeichen war die Teilnahme des Vorsitzenden der jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Dr. Reinhard Schramm, des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Breslau (Wrocław), Aleksander Gleichgewicht, des Abgeordneten im niederschlesischen Regionalparlament (Sejmik), Jacek Pilawa, des Bürgermeisters der Gemeinde Ohlau, Tomasz Frischmann, sowie des Landesvorsitzenden der Landsmann-schaft Schlesien in Thüringen, Horst Jüngling. Die Gelegenheit zu Gesprächen am Rande der Veranstaltung wurde intensiv genutzt.